Chronik
Kammerchor Norbert Artner
Kammerchor St. Veit/Glan hieß die von Norbert Artner im Jahr 1946 gegründete Singgemeinschaft. Dank Artners großer musikalischer und pädagogischer Fähigkeiten erwarb sich der Chor bald Kärnten weit und über die Landesgrenzen hinaus einen beachtlichen Ruf. Nach dem frühen Tod des Komponisten und späteren Direktors des Kärntner Landeskonservatoriums nahm der Chor den jetzigen Namen – Kammerchor Norbert Artner – an.
Seit Herbst 1995 leitet der Villacher Musiklehrer Mag. Herwig Wiener - Püschel den Chor.
Zu den fixen Programmpunkten des Chores gehören die Gurker Domkonzerte. Es gibt sie seit 1968 nahezu ohne Unterbrechung alljährlich.
Die Konzerte sind fast ausschließlich der geistlichen Musikliteratur gewidmet. Folgende Werke wurden zum Teil auch mehrmals aufgeführt:
G.F.Händel: Judas Maccabäus, Messiah, Coronation Anthems
J.S.Bach: Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“, Motette „Jesu, meine Freude“
W.A.Mozart: Requiem, Messe in c-Moll (komplementierte Fassung von R. D. Levin)
G.Rossini: Stabat Mater
J.Brahms: Ein deutsches Requiem
J.Haydn: Schöpfung
Auch Kompositionen des 20.Jahrhunderts werden zu Gehör gebracht, wie z. B. das „Dresdner Requiem“ von Rudolf Mauersberger als österreichische Erstaufführung, der Chorzyklus „Der Weg Jesu – Kreuzweg“ von Herwig Wiener-Püschel oder auch die österreichische Uraufführung der „Missa in Jazz“ von Peter Schindler.
Neben den geistlichen Konzerten gibt es Chorkonzerte aus den verschiedensten musikalischen Sparten. Der Bogen spannt sich von der Musik Lateinamerikas bis zu Swing-Pop-Latin, über Volkslieder einst und jetzt aus allen Kontinenten, bis hin zu Spirituals.
Ein besonderes Anliegen ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Chören. So sind in den vergangenen Jahren ganz besondere Projekte realisiert worden, wie im Jahr 2003 Mendelssohns "Elias" mit dem Lehrerchor Villach, und den Solisten Bernarda Fink und Adrian Eröd, 2005 mit dem Oberstufenchor des Musikgymnasium Viktring Vivaldis „Gloria“und Händels „Coronation Anthems“ und mit dem Polizeichor Kärnten und dem Unterstufenchor des BG Villach-St.Martin im Jahr 2011 Carl Orffs "Carmina Burana" und 2012 „Were you there“ (Spirituals) mit dem Männerquartett Audio Quattro.
Auch außergewöhnliche Kooperationen bereichern unser Chorgeschehen, wie die Zusammenarbeit mit dem Pianisten Paul Gulda in der Veranstaltungsreihe „Signale“ auf der Burg Hochosterwitz zu Pfingsten 2012.
Mit einem kunterbunten Programm von „Monteverdi bis Rammstein“ begann das Jahr 2013 und fand mit „Agnus Dei“ von Matthias Schmitt (ein Werk für Marimbaphon und gemischten Chor) als österreichische Erstaufführung im Rahmen der Musikwochen Millstatt und der Gurker Domkonzerte einen Höhepunkt.
2014 wurde die Missa in Jazz im Rahmen einer Benefizveranstaltung nochmals aufgeführt. Gemeinsam mit der Kärntner Singgemeinschaft in Wien entstand auch ein A cappella Chorkonzert unter dem Motto „Geistlich – Romantisch“, das im Stephansdom in Wien und im Dom zu Gurk zu Gehör gebracht wurde.
2015 jährte sich zum 100. Mal der Genozid am armenischen Volk. Karen Asatrian hat die Messe „Prayer Wheel“ komponiert als Dank für das Überleben seines Volkes und für die Heilung seiner Nichte. Die Uraufführung im Konzerthaus Klagenfurt war ein so großartiger Erfolg, dass wir die Messe in Ossiach, St. Michael/Bleiburg und im Porgy & Bess in Wien erneut zur Aufführung brachten.
Das Gurker Domkonzert im Sommer stand unter dem Titel „DOMGEhSANG“ gemeinsam mit dem Vocalensemble LALÁ und Schnittpunktvokal, Chormusik vom Feinsten an drei Plätzen im und um den Dom.
Zwei unglaublich berührende Abende mit der Johannespassion von J.S. Bach, ein Wunsch von Chorleiter Herwig Wiener-Püschel zu seinem 20-Jahr-Jubiläum, konnten am 12. und 13. März 2016 in Ossiach und Klagenfurt erlebt werden. Mit Musica Coeli aus Graz unter der Leitung von Markus Bauer und den herausragenden Solisten Gernot Heinrich (Evangelist), Elisabeth Breuer (Sopran), Karin Prenner (Alt), Ewald Nagl (Bass) und Manuel Millonigg (Pilatus) wurde das zweiteilige Passionsoratorium aufgeführt.
Die Sommerkonzerte im Rathaus St. Veit und auf der Burg Glanegg standen unter dem Motto "Eine ins Summaland". Zu hören waren einige bekannte, selten gesungene und auch neue Kärntnerlieder. Auf sehr humor- und niveauvolle Weise führte Christian Stromberger durch das Programm. Zwei äußerst gelungene Abende zur Freude des Publikums und des Chores.
Mit einem Adventkonzert mit geistlicher Chormusik haben wir in der Basilika Maria Loreto in St. Andrä stimmungsvoll das Jahr 2016 ausklingen lassen.
Unter dem Titel „Also hat Gott die Welt geliebt“ stand das 17. Jahrhundert im Mittelpunkt der geistlichen Sommerkonzerte 2017, welche diesmal Anfang Juni in der Basilika Maria Loreto in St. Andrä und im Dom zu Gurk stattfanden.
Ein Programmschwerpunkt lag bei Heinrich Schütz mit einer Auswahl von fünf Motetten aus seiner Geistlichen Chormusik 1648.
Als zweiten Protagonisten des 17. Jahrhunderts wurde Henry Purcell mit seiner Funeral Music of Queen Mary und der Motette Remember not, Lord, our offences zu Gehör gebracht.
Als Kontrast dazu Musik von Claudio Monteverdi mit dem Stück Selva morale et spirituale und dem Titel Beatus primo für sechsstimmigen Chor, Solisten und Instrumente.
Abgerundet wurde das Programm mit dem Miserere von Gregorio Allegri.
Als Orchester wieder mit dabei: Musica Coeli aus Graz.
Konzertmäßig stand noch ein Mitwirken beim Fest der Stimmen in Feldkirchen und beim Stillen Advent in St. Georgen/Längsee am Programm.
Im März 2018 haben wir gemeinsam mit dem Madrigalchor Klagenfurt und den Kinder- und Jugendstimmen der Musikschule Klagenfurt die Matthäuspassion von J.S. Bach
- ein ganz besonderes Werk der Musikgeschichte - aufgeführt. Nicht nur für die Konzertbesucher, auch für uns Sängerinnen und Sänger ein emotionales Erlebnis der Extraklasse.
"SaTIERisch“ ging es am 10. und 11. November zu. Ein musikalisch - zoologischer Reigen von der Renaissance mit Werken von Orlando di Lasso über die Comedian Harmonists bis hin zu Uraufführungen mit Vertonungen u. a. von Texten von Heinz Erhardt - aus der Feder von Chorleiter Herwig Wiener-Püschel wurde dargeboten. Durch das Programm führten heiter und sati(e)risch Josef Pötsch und Wolfgang Wiener.
Ende Mai 2019 wurde die langjährige Tradition der Gurker Domkonzerte mit einem ganz besonderen Programm fortsetzt. Einmal in Gurk und zum Auftakt des St. Pauler Kultursommers.
Eine Konzertkritik:
Mehr als ein „Auftakt“
Der St. Pauler Kultursommer wird zwar offiziell erst am Pfingstsonntag eröffnet, trotzdem klingt es nach Untertreibung, nur von einem Auftakt zu sprechen. Was am vergangenen Sonntag in der Stiftskirche zu hören und zu sehen war, war in mehrfacher Hinsicht bereits ein erster Höhepunkt!
Der „Senior Conductor“ der heimischen Chorszene, Herwig Wiener-Püschel, hat – wie schon oft – wieder ein außergewöhnliches Projekt zum Erfolg geführt, dieses Mal mit spanischer und lateinamerikanischer Musik. Bereits „Romancero Gitano“ – eine ergreifende Vertonung von sieben Gedichten aus Federico Garcia Lorcas „Poema del Cante Jondo“ für Gitarre, Chor und Soli zu den Themen Leiden, Verrat, Hass, Liebe und Tod – berührte das Publikum sichtlich. Der u.a. am Mozarteum Salzburg ausgebildete ecuadorianische Gitarrist Luis Campos Yépes brachte für Mario Castelnuovo Tedescos Werk das musikalische Gespür für die emotionale Verarbeitung der sozialen und politischen Probleme der Zwanzigerjahre in Dichtung und Musik ein.
Mit „La Catedral“, drei Sätzen für Gitarre Solo von Augustin Barrios Mangoré (Paraguay), füllte Campos den voll besetzten Kirchenraum akustisch mit einer Komposition, zu der er bei einem Besuch der Kathedrale von Montevideo inspiriert wurde.
Mit der „Misa a Buenos Aires – Misa Tango“ von Martin Palmeri aus 1996 wurde das Programm schließlich richtig argentinisch. Palmeri verwendet zwar die für den Tango typischen musikalischen Wendungen, dennoch erstarrt das Werk nicht darin, sondern beruht auf einer Vielfalt an Ideen. Durch die Camerata Santicum, einem Streichorchester mit Klavier (Mirjam Neubacher) und Akkordeon (Christoph Hofer), konnte man sich nach Buenos Aires versetzt fühlen. Der Kammerchor Norbert Artner, der den größten Teil des Konzerts zu bestreiten hatte, glänzte mit Präzision, Klarheit und großer dynamischer Differenzierung. Sehr gefühlvoll interpretierte Vanessa Lessjak (Mezzosopran) die solistischen Passagen. Herwig Wiener-Püschel hat mit diesem außergewöhnlichen Programm und der hervorragenden musikalischen Interpretation sich selbst die Latte wieder höher gelegt.
Auch wenn Konzertbesucher immer wieder gerne Bekanntes hören, konnte man am Ende hören und spüren, wie begeistert dieses Programm aufgenommen wurde und der musikalische Horizont sich geweitet hatte. RG
Im Herbst vor unserem Chorausflug nach Südtirol, stand noch eine Herzensangelegenheit am Programm. Unter dem Titel "Zerbrechlichkeit" gestalteten wir ein Benefizkonzert in Gedenken an Norman Tendis in der evangelischen Pfarre St. Ruprecht/Villach.
Nach einer zweijährigen Zwangspause war es im März 2023 möglich, die groß anglegten Doppelchorprojekte gemeinsam mit dem Madrigalchor Klagenfurt mit Händels Israel in Egypt abzuschließen.